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Loslassen

Lass doch endlich los!!

Vielleicht hast du auch von Freunden schon einmal den klugen Ratschlag bekommen ‘du musst loslassen, lass doch endlich los’. Das ist vielleicht gut gemeint, aber nicht wirklich hilfreich. Denn loslassen kann man nicht so einfach auf Knopfdruck.

Loslassen lernen ist eine der schwierigsten Aufgaben im Leben, obwohl wir von Geburt an bis zu unserem Tod so viele Gelegenheiten haben, das Loslassen zu üben, im Kleinen wie manchmal auch im Grossen. Wie viele Dinge müssen wir denn loslassen im Verlaufe eines Lebens? Ich denke, alle!

Sicher hast du schon einmal einen Hund beobachtet, der sich in einem Stöckchen verbeisst und trotz allem ‘AUS’-rufen sich nicht oder nur schwer von ihm trennen kann. Auch wir können uns ins etwas verbeissen, etwa in eine Erfahrung, in der wir uns gekränkt oder verletzt gefühlt haben. Wir können diese Erfahrung oder die Gefühle nicht loslassen und auf sich beruhen lassen.

Der Hund wird sein Stöckchen gerne auf Kommando hergeben, wenn er früh gelernt hat, dass er beim Loslassen eine Belohnung in Form eines ‘Goodies’ erhält. Wenn wir etwas loslassen, fühlen wir uns in den meisten Fällen zunächst schlecht. Wir verlieren etwas, von dem wir glaubten, es unbedingt zu benötigen oder tun zumüssen. Loslassen heisst Abschied nehmen und nicht wissen, was danach kommt. Es entsteht eine Lücke, bei der der Ersatz oder eben die Belohnung noch nicht in Sicht ist.

Was passiert, wenn wir nicht loslassen?

Nicht loszulassen bedeutet, dass wir in einer Situation verharren, die unserer seelischen und körperlichen Gesundheit schadet. Es bedeutet auch, dass wir uns daran hindern, unsere Fähigkeiten auszuschöpfen. Wir haben viele negative Gedanken und Glaubenssätze, die sich verstärken und in unserem Kopf kreisen, wie:

  • Ich schaffe es nicht!
  • Warum musste mir das passieren?
  • Wieso hat er mir das angetan?
  • Warum habe ich mich so verhalten?
  • Warum ist das Leben so ungerecht?

Wer loslässt hat Kopf und Hände frei

Loslassen heisst, sich bewusst zu lösen, offen und neugierig zu sein, was auf den kleinen oder grossen Abschied kommt. Das braucht Mut, denn du weisst nur, dass das was kommt anders sein wird, als das wovon du dich gelöst hast. Und so manches Mal prüft das Leben in den Phasen der Unsicherheit die zwischen dem Loslassen und dem Neuem liegt, ob du das Neue auch wirklich willst.

Das ganze Leben besteht aus Veränderungen. Die Kunst besteht darin, diese anzunehmen und sich durch diese Veränderungen weiterzuentwickeln.

Du kannst nicht nach dem Greifen, was vor dir liegt, wenn du nicht das loslässt, was hinter dir liegt   Damian Richter

Um dich weiterzuentwickeln, musst du erst vergangene Verhaltensweisen aufgeben.

Was bedeutet loslassen

  • Zu erkennen, dass wir weder ein Problem lösen, noch einen Menschen ändern oder ein gewünschtes Resultat erzielen können, wenn wir uns krampfhaft bemühen.
  • Den Kampf aufzugeben und zu akzeptieren, was wir nicht ändern können.
  • Zu verzeihen, sich selber und anderen. Das heisst nicht, dass du das was geschehen ist gutheissen musst.
  • Das tiefe Vertrauen und Wissen, dass alles im Leben einen Sinn hat, auch wenn der sich meistens erst im Rückblick zeigt.

Loslassen bedeutet, dass wir Schöpfer und nicht Opfer unseres Lebens sind.

Was passiert beim Loslassen?

Loslassen geschieht erst einmal über den Kopf. Wir entscheiden uns, den Blick weg von belastenden Situationen nach vorne zu richten.

Wir entscheiden uns, die immer wieder negativen Gefühle und die kreisenden Gedanken aufzuspüren und mit dem aussichtslosen Ringen aufzuhören. Das können Ereignisse wie Kränkungen, Fehler, das nicht erreichen eines Zieles sein. Loslassen kann aber auch bedeuten, dass wir Abschied nehmen müssen von Zielen und Lebensentwürfen, von Menschen. Trennung, Tod, Krankheit, ein Unfall oder auch das älter werden können uns zu Veränderungen zwingen.

Wir können uns entscheiden loszulassen, wenn wir feststellen, dass das bisherige Leben nicht (mehr) unseren Bedürfnissen entspricht, dass uns das Verharren in einer nicht mehr stimmigen Situation schadet.

Was hilft dir beim Loslassen?

  • Anzunehmen was ist. Bereit zu sein, die Vergangenheit zu akzeptieren mit der Einstellung: Ich bin bereit, zu akzeptieren, was geschehen ist. Es gefällt mir nicht, aber es ist passiert.
  • Zu akzeptieren, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie du es gerne hättest.
  • Zu akzeptieren, dass ich und andere Menschen nicht immer alles richtig machen und sich so verhalten, wie gewünscht.
  • Zu akzeptieren, dass die Welt so ist wie sie ist.
  • Das Erkennen, dass die momentane Situation dir seelisch und körperlich schadet
  • So bald wie möglich mit dem „hätte“, „wäre“, „wenn“ aufhören.
  • Zu erkennen, dass Loslassen weder gutheissen noch kapitulieren bedeutet und auch, dass du weder ein Versager noch ein Verlierer bist.
  • Zu vertrauen, dass es eine Lösung gibt und du es schaffen wirst, diese Situation zu ändern.

Wie mach ich denn das mit dem Loslassen?

  • Das Loslassen beginnt mit einem einzigen Satz: Ich bin bereit, loszulassen!
  • Stell dir den gewünschten Endzustand bildlich mit allen Sinnen vor. Je häufiger du dein Ziel visualisierst, desto stärker glaubst du daran, dein Ziel wirklich erreichen zu können.
  • So tun als ob und in die Vorfreude gehen. Dein Handeln bestimmt, wie du dich fühlst. Wenn du also einfach lächelst, fühlst dich hinterher glücklicher. Dieser Effekt konnte in einer Vielzahl unterschiedlicher Experimente nachgewiesen werden.
  • Hinderliche Glaubenssätze aufspüren und transformieren.
  • Schreibe dir alles von Hand aus der Seele.
  • Frage dich: was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?
  • Stell dich deiner Angst und überprüfe, ob die Angst realistisch, begründet oder übertrieben ist.
  • Suche dir Menschen, die eine solche Situation schon bewältigt haben. Lass dir Mut machen. Auch Bücher können sehr hilfreich sein.
  • Vermeide Menschen, die in krankmachenden Situationen verharren.
  • Unterbreche kreisende Gedanken mit einem lauten STOPP! Stell dir bildlich z.B. einen Polizisten auf einem Pferd mit einen Stoppschild vor 😊

Mach dir bewusst, dass du einen Einfluss auf deine Gefühle hast. Deine Gefühle entstehen durch deine Gedanken. Du hast die Macht deine Gefühle zu beeinflussen, wenn du anders denkst.

Loslassen heisst Abschied nehmen, damit etwas Neues beginnen kann

In meinem Leben habe ich schon so vieles loslassen dürfen und so manches Mal auch müssen. Veränderung ist das einzig konstante im Leben, wie es so schön heisst. Jedes Mal war ich auch traurig über einen kleinen oder grossen Abschied. Die Trauer nicht wegzumachen, sondern zu fühlen und zuzulassen, auch wenn der Abschied richtig ist, ist überaus wichtig.

Ohne Abschied gibt es keinen Neuanfang. Denn eines weiss ich im Rückblick auf mein Leben: das was nach dem Loslassen in mein Leben getreten ist, war immer um einiges besser als das was losgelassene.

Nimm deine Gefühle wahr! Der erste Schritt zum Loslassen

Die Zeit heilt übrigens keine Wunden. Das Ganze auszusitzen und zu hoffen, dass es irgendwann besser wird, funktioniert in der Regel nicht. Wenn wir etwas verdrängen, kommt es meist durch ein Hintertürchen wieder herein, meistens schlimmer als vorher.

Wir heilen nicht durch loslassen sondern durch einlassen, oftmals an der Grenze unseres bisherigen Bewusstseins. Frage dich, was steckt hinter der Verletzung, der Angst, der Sucht? Vielleicht gibt es verdrängte Gefühle und Ereignisse, die aufgearbeitet werden wollen.

Nimm deine Gefühle der Ohnmacht, der Trauer, der Einsamkeit, des Schmerzes und der Wut wahr. Unterdrücke sie nicht durch das Denken. Nimm die Gefühle so an, wie sie sich zeigen. Gefühle wollen gefühlt werden!

Denke immer daran, das Leben geht weiter und du solltest mitgehen

(Spencer Johnson).

Letztlich hat loslassen viel mit Selbstachtung zu tun, denn Loslassen bedeutet Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, indem wir uns nicht an Menschen oder Situationen klammern, die nicht mehr zu uns gehören.

Zögere nicht, dir therapeutische Unterstützung zu holen, wenn du das Gefühl hast, alleine nicht weiter zu kommen, oder mit den aufkommenden Gefühlen nicht umgehen kannst.

Mit einem schönen und passenden Gedicht möchte ich abschliessen:

Denn nach dem Frühling
folgt der Sommer.
Nach dem Sommer der Herbst
und nach dem Herbst der Winter.
Die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Die Jahreszeiten zeigen uns:
Das Leben ist immer im Fluss,
und im Wandel.
Loslassen ist Leben.
(Unbekannt)

In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du so oft wie möglich loslassen und annehmen kannst, was ist!

Viele Grüsse und bis demnächst

Deine Verena Gehrig

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